Interview mit Turnierhundsportler Fabian Gegenheimer. er startet mit seiner Malinois Hündin im Vierkampf und ist während des Starts zu sehen.

Interview mit dem Turnierhundsportler Fabian Gegenheimer

Von Zeit zu Zeit kannst du in diesem Blog immer wieder Interviews mit interessanten Hundesportlern lesen. Einblicke in das Training von anderen Hundesportlern können das eigene Training bereichern. Der Blick über den Tellerrand bringt Weiterentwicklung und spannende Geschichten rund um den Hundesport zu lesen sind es immer wert gelesen zu werden. In diesem Sinne viel Freude mit dem Interview mit Fabian Gegenheimer, ein ambitionierter Turnierhundsportler und vor allem leidenschaftlicher Vierkämpfer.

Am Ende des Interviews findest du spannende Fakten zu Fabian und seinen Hunden.

Die Collage zeigt den Vierkämpfer Fabian Gegenheimer bei der Unterordnung, dem Hürdenlauf und am Start des Slaloms der Turnierhundsport Disziplinen.

Hi Fabian, danke, dass du uns Einblick in deine Turnierhundsport (THS)-Welt gibst! Fangen wir mit dem Beginn deiner Karriere im Hundesport an. Erzähl mal, wie du zum THS gekommen bist. Was hat dich an unserem Sport elektrifiziert?

Moin Bianca, ich war damals 10 Jahre alt, als ich gemeinsam mit meiner Mutter und unserem Labrador-Rüden Gerrik das erste Mal auf den Hundeplatz gegangen bin. Es war nie geplant, THS zu machen – einfach ein bisschen trainieren und fertig.
Wir sind dann irgendwann im THS-Training gelandet und haben als Zuschauer ein paar Turniere besucht. Der erste Wettkampf war ein HL, und als wir bemerkten, dass wir gar nicht so schlecht sind, hat uns beide der Ehrgeiz gepackt. Damit war für meine Mutter und mich klar: Hier wollen wir mehr erreichen.
Der THS bietet für mich genau das, was ich brauche – Competition im Team und, das Wichtigste, ein Team zu werden. Den Hund bei höchster Geschwindigkeit und Trieb zu kontrollieren und von Training zu Training gemeinsam besser zu werden.

Welche Tipps fürs THS-Training würdest du Anfängern geben?

Der erste und wichtigste Tipp ist, niemals den Spaß zu verlieren.
Es ist vollkommen logisch (für mich nach 20 Jahren Hundesport), dass nicht alles auf Anhieb klappen kann. Unsere Hunde verstehen uns nicht, also müssen wir es ihnen zeigen – und das kann dauern.
Aber wenn der Spaß immer dabei ist, wird es auf jeden Fall klappen.
Ansonsten: Achtet viel auf die richtige Ausführung, fördert die Sprungtechnik eures Hundes. Zeigt euren Hunden nicht nur, wie es richtig ist, denn nur wenn auch mal Fehler korrigiert werden können, hat der Hund die Chance, seinen eigenen, richtigen Weg zu finden. Mit ordentlichem Lob und vernünftiger Korrektur wird das immer der Weg sein, den ich gehen würde.
Zuletzt bin ich ein großer Fan von Ritualen. Wie diese aussehen, bleibt jedem selbst überlassen, aber so kann ich mich bei Wettkämpfen etwas runterfahren und meinem Hund vermitteln: Es ist exakt wie immer, und nur weil Papa ein bisschen komisch ist, machst du heute nichts anders als letzte Woche im Training.

Fabian Gegenheimer am Start im Turnierhundsport. Er schaut wartend mit seiner Malinoishündin auf die Startfreigabe.

Wie darf man sich eine typische Trainingswoche bei dir vorstellen?

Nicht allzu spektakulär. Ich denke nicht, dass ich viel anders mache als andere – vielleicht in der Anzahl der Einheiten.Montags steht Unterordnung (UO) auf dem Plan, Dienstag Schutzdienst (SD), Mittwoch UO und THS, Freitag Sprint und Koordination, Samstag UO, SD und THS, wenn nötig. Und wenn die Zeit es zulässt, geht’s aufs Feld zum Suchen.Ich gestalte mein Training so, dass ich Schwerpunkte häufiger setze, aber nichts vernachlässige – egal ob IGP oder THS.


Absolvierst du Eigentraining?

Natürlich. Für mich und meine Ansprüche an die Hunde ist es unverzichtbar, selbst auf Wettkämpfen immer an die Leistungsgrenze zu gehen – und das gelingt nur, wenn man sich im Training wirklich quält. Ich liebe es, während der Trainingssessions das Maximum aus mir herauszuholen und auch aus den anderen, denn das Gefühl nach so einem Training ist einfach unbeschreiblich.
Wichtig ist natürlich auch, zu wissen, wie man startet, Hürden oder Slalom läuft. Ohne Hund kann man sich neue Techniken und Abläufe viel besser einprägen und verfeinern, um sie später korrekt mit Hund umzusetzen.
Logischerweise gehört auch Training ohne Rennen dazu – Kraftaufbau und die Stärkung des Körpers.

Du bist nicht nur Sportler sondern auch Leistungsrichter. Plaudere mal ein bisschen aus dem Nähkästchen. Wie hat die neue Rolle dein Blick auf den Sport verändert?
 
Grundsätzlich für mich nicht.
Natürlich bin ich manchmal immer noch mit einigen Entscheidungen meiner Kollegen nicht einverstanden, aber ich weiß heute, dass nicht alles immer 100% gleich ist. Man steht beim Bewerten der Hürden vielleicht in einem anderen Winkel und gibt Fehler, oder eben nicht.
In unserem Sport geht alles extrem schnell, nehmen wir zum Beispiel den Combination-Speed-Cup (CSC). Man muss in drei Sektionen Hund und Hundeführer genau beobachten und dann innerhalb von Zehntelsekunden entscheiden: Gibt man einen Fehler? War der Hund an den Hürden perfekt? Hat der Hundeführer die Wendestange überstiegen? Ist der Hund korrekt über das Hindernis gesprungen? Und so weiter.
Ich kann absolut verstehen, dass manche Sportler mit Entscheidungen unzufrieden sind, vor allem wenn man ehrgeizig und emotional ist. Aber ein kleiner Tipp: Diskussionen führen selten zum Ziel und bewirken oft das Gegenteil.
Ich gebe keine Fehler, wenn ich mir nicht 1000% sicher bin, und weise den HF auf das von mir Wahrgenommene hin (eventueller Fehler), um ihm die Chance zu geben, es im zweiten Lauf oder im nächsten Training/Wettkampf zu korrigieren.

In der UO versuche ich, so zu bewerten, wie ich es selbst als Sportler gerne hätte – manche nennen es streng, ich nenne es korrekt.
Keiner verlässt jedoch den Platz unwissend. Ich gebe gerne Tipps, wie es in Zukunft besser laufen kann.

Als Trainer und Sportler weiß ich natürlich auch, wo man im Wettkampf, vor allem in der UO, Hilfen geben kann, ohne dass es der LR mitbekommt.

Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesteckt?

In erster Linie werde ich nach jetzigem Stand nur als Coach unterwegs sein, aber genau in diese Rolle werde ich mich reinhängen und hoffe, nächstes Jahr den ein oder anderen Titel in unsere HundeSportTeamStrohwinkl-Vitrine stellen zu dürfen – wir dürfen gespannt sein.
Ob ich selbst nochmal in den ‚Ring‘ steige, ist momentan ungewiss.
Bock habe ich natürlich, vermutlich mehr als je zuvor, aber da Amy nächstes Jahr 10 wird und Nepomuk sich wahrscheinlich alle Knochen bricht, weil er einfach ein Trampel ist, muss ich das erst mit der Chefin zuhause abklären. Sie ist ja auch aktiv im Hundesport unterwegs. Wir müssen schauen, ob wir eine Möglichkeit finden, wieder ins aktive THS-Geschehen eingreifen zu können. Mir schwirrt da noch so ein Rekord von 290 Punkten auf einer Meisterschaft im Kopf…

Wir wagen mal den Blick in die Glaskugel. Wo steht der Turnierhundsport in 10 Jahren?

Ich hoffe, er ist da, wo er war, als ich angefangen habe.
Wenn wir es schaffen, den Sport attraktiver zu machen als die neuen Hundesportarten, haben wir extrem großes Potenzial.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir Sportler in Zukunft in einige Entscheidungen, was Änderungen angeht, mit einbezogen werden – dann sind wir in 10 Jahren genau da.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir etwas wie Europameisterschaft/Weltmeisterschaft auch im VK bzw. CSC auf die Beine stellen können, das setzt allerdings eine einheitliche Prüfungsordnung voraus.
Egal wie es kommt, ich bleibe dem THS treu – ob als Sportler, Trainer oder Leistungsrichter.
Ich liebe diesen Sport.

Fabian Gegenheimer Slalom im Vierkampf des Turnierhundsport. Er sprintet gemeinsam mit seiner Malinois Hündin durch ein breites Slalomtor.


Wir wagen mal den Blick in die Glaskugel. Wo steht der Turnierhundsport in 10 Jahren?

Ich hoffe, er ist da, wo er war, als ich angefangen habe.
Wenn wir es schaffen, den Sport attraktiver zu machen als die neuen Hundesportarten, haben wir extrem großes Potenzial.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir Sportler in Zukunft in einige Entscheidungen, was Änderungen angeht, mit einbezogen werden – dann sind wir in 10 Jahren genau da.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir etwas wie Europameisterschaft/Weltmeisterschaft auch im VK bzw. CSC auf die Beine stellen können, das setzt allerdings eine einheitliche Prüfungsordnung voraus.
Egal wie es kommt, ich bleibe dem THS treu – ob als Sportler, Trainer oder Leistungsrichter.
Ich liebe diesen Sport.

Last but not least drehen wir den Spieß um: Welche Frage willst du mir stellen?

Was wäre dein Wunsch für den zukünftigen Turnierhundesport?

Danke für die Frage! Ich wünsche mir für den THS, dass er noch bekannter wird. Für mich ist es unverständlich, dass der Mix aus Eigentraining und Sport mit dem Hund noch nicht über die Grenzen Deutschlands hinaus im großen Stil bekannt und beliebt ist. Für mich ist es die beste Hundesportart, die es gibt, und ich würde mir wünschen, bei noch mehr Hundemenschen die Leidenschaft zu entfachen, sodass irgendwann eine EM oder gar WM zur Realität wird.

Steckbrief des Turnierhundsportlers Fabian Gegenheimer mit seinen Bestleistungen im Vierkampf, seinen Lieblingsdisziplinen und einem Zitat, warum THS der tollste Sport der Welt ist.
  • Altersklasse von Fabian: 19 männlich
  • Fabians Hunde sind: Amy, Fuma vom Streitwald, Nepomuk vom Streitwald (Fumas Sohn), Jumanji vom Streitwald und unser Star Yoda (Chihuahua)
  • Bestleistung je Disziplin:
    • Gesamtpunkte im Vierkampf – 291 Punkte
    • Beste Unterordnung 60 Punkte
    • Hürden: 11,8 Sekungen
    • Slalom: 14,1 Sekunden
    • Hindernislauf: 8,6 Sekunden
    • CSC: 26,35, bzw. gesamt 53,8 Sekunden
    • 2 km Geländelauf: 6:25 min (vor 7 Jahren, bin ja mehr der Sprinter)
  • Trainingsgrundsätze: Der Hund ist immer nur so gut wie derjenige, der ihn führt.
  • Den Hund Fehler machen zu lassen ist wichtig, denn nur so können wir sie korrigieren und ihnen zeigen, was wir von ihnen erwarten.
  • Der Hund soll für uns arbeiten, nicht umgekehrt. Wenn zu viele unnötige Hilfen gegeben werden, wird der Hund faul und denkt nicht mehr selbstständig.
  • Erst wenn es anstrengend wird, macht man Fortschritte (gilt natürlich nur für das Training ohne Hund).

Vielen lieben Dank fürs Lesen. Ich hoffe dir hat das Interview genauso gut gefallen wie mir. Falls du wissen willst, welche Schuhe Fabian für die jeweiligen Disziplinen des Vierkampfes nutzt, dann lies unbeding den Blogbeitrag dazu.

Bei Instagram findest du Fabian hier.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert