Interview mit der Turnierhundsportlerin Jennifer Hartung – Hundesport mit Spitz Lotte
Jennifer Hartung und ihre Hündin Lotte sind ein echtes Dreamteam – im Sport, in der Freizeit und im Alltag. Vor allem im Turnierhundsport zeigt Lotte, was in kleinen Hunden steckt: voller Energie, präsent und immer mit Spaß dabei. Gemeinsam widerlegen die beiden das Vorurteil, dass kleine Hunde sportlich nichts leisten können – im Gegenteil: Lotte ist nicht nur süß, sondern auch eine echte Powerhündin.
Damit sie ihre Leistungen gesund abrufen kann, legt Jenny großen Wert auf gezieltes Training abseits des Hundeplatzes: Sprungkraft, Mobilität und Ausdauer stehen regelmäßig auf dem Plan. Und auch Jenny selbst ist sportlich vielseitig unterwegs – ob auf dem Rennrad oder beim Stand-Up-Paddle-Fahren (SUP), immer mit dem Ziel, mit Lotte auf Augenhöhe zu bleiben.
Ich durfte die beiden bereits persönlich bei einem meiner Seminare erleben und war sofort begeistert von ihrer Harmonie, Ausstrahlung und positiven Energie.
Grund genug, Jenny und Lotte hier einmal näher vorzustellen. Im folgenden Interview erfahrt ihr mehr über ihren sportlichen Alltag, ihre Motivation und was kleine Hunde wirklich leisten können.
Hallo Jenni, stell dich und deine Lotte bitte kurz vor:
Wer seid ihr, woher kommt ihr – und was verbindet euch im Alltag und im Sport?
Ich bin Jenny, 27 Jahre alt, und komme aus Meiningen (das liegt im wunderschönen Thüringen). Mich begleitet meine Hündin Lotte, ein aktiver Mittelspitz. Uns verbindet natürlich die gemeinsame Liebe zum Hundesport, aber auch Aktivitäten wie Stand-up-Paddeln, Fahrradfahren oder das Reisen.
Da ich in einer Wohnung lebe, war mir klar, dass mein Hund nicht allzu groß sein darf, damit ich ihn überallhin mitnehmen kann. So unternehmen wir zum Beispiel mehrstündige Stand-up-Paddel-Touren auf Flüssen und Seen oder Fahrradtouren, bei denen sie vorne im Korb sitzt. Außerdem haben wir schon viele Länder und Städte in Europa bereist.
Aufgrund ihrer kompakten Größe kann ich sie wirklich überallhin mitnehmen – also auch in Straßenbahnen, ins Einkaufszentrum oder zum Essen gehen.
Im Sport verbindet uns vor allem die Leidenschaft für Turnierhundsport (THS) und Treibball. Besonders das Rennen und die Unterordnung machen uns großen Spaß.
Wie bist du eigentlich zum Hundesport gekommen – und was fasziniert dich besonders daran?
Gab es einen Schlüsselmoment, der dich nachhaltig geprägt hat?
Als Lotte ein Welpe war, war ich auf der Suche nach einer geeigneten Hundeschule, da ich auf keinen Fall wollte, dass sie der spitztypische „Kläffer“ wird. Wir haben dann beim Hundesportverein einen Welpenkurs besucht und sind seitdem dort geblieben.
Spontan haben wir innerhalb eines Monats unsere Begleithundeprüfung abgelegt, und einen Tag später sind wir unser erstes THS-Turnier im Vierkampf gelaufen (das war wild 😜). Da war ich das erste Mal wirklich begeistert von der sportlichen Atmosphäre und davon, wie gut es Lotte gefallen hat. Außerdem sind wir sehr erfolgreich aus dem ersten Turnier gestartet, was uns natürlich eine ordentliche Portion Motivation gegeben hat.
Mir gefällt an diesem Sport besonders, dass man sich als Mensch auch sportlich betätigt und gleichzeitig seinen Hund auslastet. Man ist ein gemeinsames Team.
Zum Treibball sind wir erst später gekommen, da es eine sehr neue Sportart ist. An dieser Sportart fasziniert mich besonders, mit was für einer Konzentration die Hunde die Bälle eintreiben müssen und dass man den Hund auf Distanz lenken kann. Der Hund muss klar denken, und der Mensch muss deutlich kommunizieren können.
Schlüsselmoment:
Wir sind auf unserem ersten THS-Turnier einen Tag nach unserer Begleithundeprüfung mit nur einem Monat Unterordnungstraining gestartet und haben dabei eine stolze Punktzahl von 57/60 Punkten in der Unterordnung erreicht. Da wusste ich: Das kann etwas ganz Großes werden!
Du teilst regelmäßig Eindrücke auf deinem Instagram-Kanal – man spürt förmlich die Freude am gemeinsamen Training mit Lotte.
Was bedeutet dir das Teilen dieser Momente auf Social Media – und wie erlebst du den Austausch mit der Community dort?
Unsere Videos und Erfahrungen auf Social Media zu teilen, macht absolut Spaß. Ich meine, wer hat schon mal einen so flauschigen „Handtaschenhund“ solche Sportarten ausüben sehen? Natürlich bekommen wir auch unheimlich viel positives Feedback von unseren Followern. Es ist einfach mal etwas anderes als Australian Shepherd und Co.
Uns folgen natürlich auch viele Besitzer kleiner Hunde, mit denen ich gerne im Austausch stehe.
Ihr seid vielseitig unterwegs: THS, Treibball, SUP und mehr.
Wie sieht eine typische Trainingswoche bei euch aus? Wie planst du Training, Hundefitness und auch einfach gemeinsame Freizeit und Trainingspausen?
In einer Trainingswoche trainieren wir maximal zweimal die Woche THS und einmal die Woche Treibball. In den Wochen, in denen wir viele Turniere oder Meisterschaften haben, trainieren wir manchmal sogar eine Woche gar nicht, um wieder runterzukommen.
Für die Unterordnung habe ich keine festen Trainingszeiten oder Pläne – das trainiere ich einfach so, wie es in meine Freizeit passt. Also mal im Park beim Gassigehen oder zwischendurch auf dem Hundeplatz.
Außerdem versuche ich, auch zweimal pro Woche Physiotherapie für Lotte einzubauen, da es wichtig ist, die Muskeln kleiner Hunde zu stärken (besonders bei sportlich geführten Hunden). Im Sommer gehen wir außerdem gerne schwimmen oder Stand-up-Paddeln.
Gab es in eurer bisherigen Laufbahn einen THS-Moment, der dich emotional besonders berührt hat?
Was hast du aus diesem Erlebnis mitgenommen – und was sind eure weiteren Ziele im Hundesport?
Besonders berührt hat mich die SGSV-Meisterschaft (Schutz- und Gebrauchshunde Sportverband e.V.) und dhv- Meisterschaft (Deutscher Hundesportverband e.V. ) 2024. Die SGSV war meine erste Verbandsmeisterschaft und ich bin das erste Mal gegen richtig viele Konkurrentinnen gelaufen. Nach einer vermasselt Unterordnung habe ich unsere Chancen schon abgeschrieben, da wir aufgrund der kleinen Hundegröße nie zu den schnellsten Läuferinnen gehören werden. Wir haben es dann aber tatsächlich durch unsere schnellen und fehlerfreien Läufe zum Vize Titel geschafft. Aufgrund unserer vorherigen guten Leistung dann die Möglichkeit zur dhv Deutschen Meisterschaft THS 2024 im Vierkampf 3 und Combination Speed Cup (CSC) zu fahren. Meine erste dhv-DM war ein echtes Erlebnis!
By the way: ich habe dort keinen kleineren Hund gesehen, der dort teilgenommen hat. Allein das hat mich einfach so unheimlich stolz gemacht!
Unsere weiteren Ziele sind natürlich auch dieses Jahr wieder erfolgreich an der dhv teilzunehmen (starten dürfen wir dieses Jahr im Vierkampf 3 (VK3) und im CSC (mit einer Frauenmannschaft in Pink und nur kleinen Hunden im Team).
Vielleicht klappt es auch irgendwann mal mit der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) Deutschen Meisterschaft?
Wenn du nochmal ganz am Anfang im Hundesport stehen würdest: Was würdest du deinem früheren Ich raten? Gab es etwas, das du heute bewusst anders machen würdest?
Dazu fällt mir nur eines ein: meinem Hund von Anfang an mehr vertrauen! Viele Unsicherheiten und auch Fehler auf Turnieren entstehen durch uns Halter im Kopf, obwohl der Hund oft sicher ist und genau weiß, was zu tun ist. Ich würde von Anfang an gerne noch einmal mit mehr Vertrauen an die Sache herangehen und einfach Spaß mit meinem Hund haben. So lebt es sich auch gesünder!
Warum gerade ein Spitz?
Was macht diese Rasse für dich besonders – im Sport und im Alltag?
Ich bin ehrlich: Ich habe keine besondere Vorliebe für einen Spitz oder eine andere Rasse. Ich hatte vor Lotte zum Beispiel eine Beagle-Mix-Dame. Mir war wichtig, dass der Hund wirklich kompakt ist, gut in mein Leben passt und mich im Alltag sowie in den nächsten 15 Jahren nicht einschränkt (Wohnsituation, Urlaub, Familienplanung etc.). Es ist dann ein orangener Spitz geworden, und ich finde: Wir passen echt gut zueinander.
Gibt es neben dem Spitz eine andere Rasse, die dich reizt – sei es sportlich oder charakterlich?
Als Rasse reizt mich mittlerweile auch ein Australian Shepherd. Durch den Hundesport durfte ich viele solcher Hunde kennenlernen, und sie sind im Sport echte Kanonen. Außerdem finde ich die sensible Seite des Aussies wirklich interessant – das hat für mich Charakter. Und sie sind einfach wunderschöne Hunde.
Mit deinem Verein, dem HSV Meiningen, bist du eng verbunden – ihr lebt den Hundesport wirklich als Gemeinschaft.
Was macht für dich eine gute Vereinsarbeit aus, und warum ist sie für den Sport so wichtig?
Ja, wir sind im HSV Meiningen eine echte Gemeinschaft – vor allem in unserer THS-Abteilung. Wir verfolgen alle ähnliche Ziele, motivieren uns gegenseitig und fangen den anderen auf, wenn er mal fällt.
Gute Vereinsarbeit bedeutet für mich, gemeinsam für den Verein und das Team alles zu geben und auch außerhalb des Hundesports gemeinsame Aktivitäten zu erleben. So werden die Beziehungen zueinander enger, und man traut sich, offener und ehrlicher mit seinen Teamkollegen zu sprechen. Dadurch weiß man immer, woran man ist, und kann sich auch sportlich besser weiterentwickeln – zum Beispiel durch konstruktives Feedback.
Und zum Abschluss: Gibt es eine Frage, die du mir stellen möchtest?
Bianca, du hast zwei zuckersüße kleine Kinder, die ich schon kennenlernen durfte. Wenn eines deiner Kinder in jungen Jahren Hundesport betreiben möchte: welche Hunderasse könntest du dir für dein Kind vorstellen?
Spannende Frage, da ich tatsächlich langsam in der Situation bin, über den nächsten Hund nachzudenken und gerade in die Planung gehe. Die zwei zuckersüßen Kinder (danke für die lieben Worte!) und die komplette Familie spielen bei der Entscheidung natürlich eine große Rolle. Der Hund, auch wenn er sportlich geführt wird, muss mindestens 90 Prozent seines Lebens im Familienalltag zurechtkommen.
Heißt: Die Priorität liegt darauf, einen Hund zu wählen – sowohl von der Rasse her als auch von der individuellen Persönlichkeit –, der vor allem zum persönlichen Alltag passt. Gleichzeitig ist natürlich schon die Anforderung da, dass der Hund Bock auf Sport hat. Vermutlich wird es aktuell auf einen Hund hinauslaufen, der neben der Alltagskompatibilität vor allem zu meinen sportlichen Bedingungen passt und nicht auf das Kriterium „Können die Kinder mit dem Hund Sport machen?“. Die Kids sind noch so klein, sie interessieren sich zwar für die Hunde. Ob sie den Sport später wirklich machen wollen, steht auf einem anderen Blatt. Es wäre natürlich ein Zuckerschockmoment, meine Kids auf dem Hundeplatz leidenschaftlich trainieren zu sehen! Wenn nicht, wäre das auch total okay, sie sollen das machen, wofür ihr Herz schlägt – meine Unterstützung genießen sie immer.
Wenn die Kinder irgendwann deutlich älter sind und richtig Lust auf Sport hätten, wären mittelgroße Rassen in der näheren Auswahl. Wobei ich nie einen Hund nur für ein Kind kaufen würde – nur, wenn er in mein Leben passt. Denn Kids wachsen, und die Interessen von heute müssen morgen nicht unbedingt dieselben sein. Mittelgroße Rassen, die mir da aktuell zusagen, sind vor allem der Mittelpudel und der Spanische Wasserhund.
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